Der Kindle, mit dem ich die Welt mit mir herumtrage, ist eigentlich ein Gerät für alte Leute. Solche nämlich, die ihre Lieblingsbücher nicht mehr lesen können, weil diese Bücher sich verändert haben: plötzlich sind sie mit zartgrauer Farbe auf körnigem Papier in viel zu kleiner Schrift geschrieben.
Ich habs versucht: „Everything is illuminated“ in der ersten englischen Taschenbuchausgabe von Penguin 2003. Es geht nicht mehr. Ich liebe dieses Buch und kann es nicht mehr lesen. Schon gar nicht abends, when everything is no longer illuminated.
Und wie merkt man, dass man gefährdet ist, so alt zu werden, dass man die Lieblingsbücher nicht mehr lesen kann? Well, my friend Uli: es fängt bei der morgendlichen Sitzung an, wenn du die Dumont-Reiseführer, die du dann so gerne meditativ liest, gar nicht mehr so weit von deiner Nase weg halten kannst, wie du müßtest, damit du die Schrift noch klar siehst. Du behilfst dich mit den Bildern, aber das geht auch nicht ewig.
Was du brauchst, wie alle alten Leute, ist ein Kindle! Die Werbung zeigt ja nur Junge am Strand, die sich den Kindle gegenseitig aus der knappen Bemudashorts-Po-Tasche stehlen. Aber der wirkliche Nutzen ist: DU KANNST DIE SCHRIFTGRÖSSE ÄNDERN.
Das ist das Entscheidende. Du trägst fast alle Bücher, die du wirklich lesen willst, mit dir herum, kannst jederzeit, also jederzeit, eins kaufen und in 60 Sekunden auf dem Schirm haben, und: DU KANNST ES IN SO GROSSER SCHRIFT LESEN, WIE DU WILLST.
Und dann erhebt sich die klassische Frage:
Welches Buch kommt als erstes auf den Kindle, welches brauche ich wirklich, welches lese ich, wenn ich kein anderes lese?
Für mich:
The Milagro Beanfield War von John Nichols, weil ich die Menschen darin nie vergessen habe und die Magie liebe, die Teil der Veränderungen ist.
Platz zwei:
Everything is illuminated von Jonathan Safran Foer, weil er so viele dörfliche und philosophische Geschichten erzählt, ebenfalls von Menschen, die ich nicht vergesse.
Ja, beides gibts auch als Film. Und beide Filme find ich sehr gelungen. Aber jetzt gehts um den Kindle, den leichten, leicht zu bedienenden, den mit der Lederklapphülle in lila.
Platz 3:
Witches abroad von Terry Pratchett, weil es ein Buch über das Wesen von Geschichten ist, das mich unfehlbar aufheitert.
Schöne Frage, die ich mir da stellen mußte, weil ich das Gerät geschenkt bekam (Geburtstag, älter werden…) und mit ihm die Frage: Welches Buch willst du als erstes E-book haben? Die offensichtlich die klassische Frage ersetzt: Welches Buch würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?
Wir sind, älter geworden, jede/r unsere eigene Insel und lesen E-books.
Ach liebe Claudia,
da hast Du mir aber wirklich Lust auf den Kindle gemacht und natürlich auch auf Deine Favoriten!
Vielen Dank für diese neue Sicht!
Dörte