„… und wir gehen zurück auf Anfang!“
– Im Leben nicht. Nur im Film.
Im Film, also beim Drehen des Films, sagt der Mann mit den vielen Knöpfen im Ohr, der immer überall ist und eine sehr laute Stimme hat: „Zurück auf Anfang!“ und wir nehmen unsere Anfangs-Positionen wieder ein und spielen das Ganze nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Und dazwischen warten wir. Und das machen wir so lange, bis einer ruft: „Kopiert!“ Und das wars dann. Im Film.
Im Leben gehen wir weiter, nicht zurück, wir folgen der Illusion, die Zeit sei linear und würde, genau wie wir, von A nach B gehen. Ganz einfach. Keine zweite Chance. Es ist nicht wie bei „Lola rennt“, „Deja vu“, „Und täglich grüßt das Murmeltier“, und wie die Filme alle heißen, die damit spielen, dass wir Zurück auf Anfang könnten, dass wir so lange proben könnten, bis es passt, bis es stimmt, bis wir wissen, wie es geht. Bis der Held die Frau gerettet hat, oder die Frau den Helden…
Zurück auf Anfang ist suggestiv, so als Frage im echten Leben:
Ab wo lief es schief? Wann fingen die Schmerzen an? Was war der Anfang dieser Geschichte? Wieso sitze ich hier, mit diesem Menschen? Wo hab ich die Abzweigung übersehen?
Eine Selbst-Technik, eine Art, die eigene Lebens-Erzählung zu begleiten, die eigene Reise zu überdenken.
So wie hier:
Wir sitzen im Garten des Hauses am Meer, „im Motiv“, mein schwäbischer Film-Ehemann und ich, bei sieben Windstärken in der Eiseskälte. Vor uns auf dem Tisch fröhliches Frühstück, das wir nicht anrühren dürfen. Der Kaffee ist sowieso schon lange kalt, wir sind nicht im Urlaub, wir sind Kleindarsteller, und wir warten darauf, dass es weitergeht. Und dann kommts: „Ruhe bitte, wir drehen!“, und ich sage zu ihm mit zuckersüßem Feriengesicht: „Das war deine Idee mit der Nordseeinsel, dafür wirst du bezahlen, ich will Pelze und Brillianten, und in Zukunft fahren wir nur noch in die Karibik!“ – Und er lacht übers ganze Gesicht und wir sitzen als fröhliches schwäbisches Ferienpaar beim Frühstück im Garten an der Nordsee und spielen 15 Grad wärmer.