Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, zu Weihnachten einen englischen Christmas Pudding zu kochen. Das ist eine mehrtägige Unternehmung, etwas, das ich beim Kochen eigentlich nicht mag. Ich will kochen, und dann will ich essen.
Seis drum, der CP ist dermaßen köstlich, dass sich das Planen und Einkaufen und Vorbereiten lohnt.
Rezepte zu diesem englischen Urgetüm gibt’s massenweise, ich habe mich an Nigella Lawson und an Jamie Oliver (beide haben Websites unter ihrem Namen) gehalten und nach eigenem Gusto modifiziert. Das wichtigste: Suet, so british wie der englische Landadel, muss ersetzt werden. Wir nehmen stattdessen wahlweise Butter, Ghee oder Pflanzenöl. Und essen den CP dann bei Downton Abbey, dazu später.
Wir brauchen auch Gerät, Föhrer Hausfrauen und -männer haben das sowieso: eine verschließbare Puddingform, groß, aus Metall, zum stundenlangen Puddingkochen im Wasserbad und einen dafür passenden Topf, groß, mit Deckel, in dem die Puddingform vollständig verschwinden kann.
Der CP wird in drei Schritten gemacht, die mindestens drei Tage, eine Woche wäre ideal, aber auch viele Monate auseinander sein können.
Warum?
Trockenfrüchte müssen in Sherry eingeweicht werden, mindestens einen Tag, und der Pudding muss zweimal gekocht werden, und dazwischen sollten mehrere Tage liegen, in denen er ruhen kann. Er kann nach dem ersten Kochen auch (in der Form) eingefroren werden. Ich mach das nicht.
Anyway…
Schritt 1
Zubereitungszeit 20 Min. Ziehzeit mind. 1 Tag
450g gemischte Trockenfrüchte, ich habe dieses Jahr Feigen, Cranberries, Aprikosen und Pflaumen, kleinschneiden und in 175 ml Sherry, ich nehme Sandeman Medium sweet, einlegen. Würzen mit Brechts Zimt und Frucht (enthält alles, was ich im CP gerne schmecken will: Zimt, Zitronenschalen, Sternanis, Muskatblüte, Bourbon-Vanille, Nelken. In ökologischer Landbau-Qualität.) Schüssel bedeckt in den Kühlschrank stellen.
Mindestens einen Tag ziehen lassen, bis zu einer Woche.
Schritt 2
Zubereitungszeit ca. 1 Stunde, überwachte Kochzeit 5 Stunden
Das ist es eben. Dafür brauche ich einen Tag zuhause, das muss ich planen, vom Einkauf mal ganz abgesehen.
Was tun wir?
Wir mischen folgende Zutaten in einer Schüssel, any old how, ich knete gerne mit den Händen, nachdem ich mit einer Gabel vermischt habe:
100 g Dinkelmehl
125 g Haferflocken
150 g Butter / Ghee / Sonnenblumenöl
150 g Rohrzucker
1 Teelöffel Backpulver
Schalenstückchen von 1 Limone
3 große Eier (nicht vegan, aber unersetzlich)
1 großer Apfel (z.B. Boskop), geschält und kleingeschnitten
2 Esslöffel Honig / Agavendicksaft / Birnendicksaft
125 ml Vodka
(zum Flambieren, das mach ich aber nicht, sondern gebe dieselbe Menge Whisky schon in den Teig. Warum? Das war ein Lesefehler meinerseits beim ersten Pudding-Versuch, und das Ergebnis war so lecker, dass ich das beibehalten habe. Flambiert wird im Friesenhaus nicht.)
Alles mit den eingeweichten Früchten inklusive Sherry mischen und in die gründlichst eingefettete Puddingform pressen. Puddingform absolut sicher verschließen und diese in den bereits mit heißem Wasser zu einem Drittel gefüllten Topf geben.
Auf den Herd stellen, Deckel drauf, zum simmern bringen, kontrollieren, Wasser nachfüllen, simmern, kontrollieren, Wasser…
you get my drift.
5 Stunden lang. 5 Stunden lang. 5 Stunden lang.
Nach 5 Stunden:
PuddingTopf erkalten lassen, Puddingform rausholen, nicht öffnen, nicht öffnen, nicht öffnen, und kühl stellen.
Das hat sowas wie früher das Fotografieren: man kann viel falsch machen und kennt das Ergebnis erst, nachdem nichts mehr korrigiert werden kann.
Also kühl stellen und am Weihnachtstag kommt
Schritt 3
überwachte Kochzeit 3 Stunden
Das Ganze nochmal: in den Topf mit heißem Wasser, Deckel drauf, simmern und kontrollieren, Wasser nachfüllen etc.
Dann kommt der große Moment, gerne in Weihnachtsgesellschaft und gestärkt mit einem Gläschen of the aforementioned beverage:
abgekühlte Puddingform öffnen, auf einen Teller stürzen.
Der Pudding schmeckt warm und kalt, perfect in der Form oder abgestürzt, er harmoniert aufs Liebenswürdigste mit selbstgemachtem Eierlikör oder mit Vanillesauce.
Reste sind eingeplant, halten sich im Kühlschrank und der Pudding wird jeden Tag besser.
Am ersten und am zweiten Weihnachtstag wird der Christmas Pudding scheibenweise in der Pfanne mit Butter sanft angebraten und z.B. mit Vanilleeis serviert.
Oder natürlich wieder mit alkoholischen Getränken genossen.
Very british, wie wir dann sind, essen wir den restlichen Christmas Pudding auf dem Sofa, accompanied by, ich erwähnte es schon, einigen Folgen der fünften Staffel von Downton Abbey.
Merry Christmas, all!