Schnürlregen und Kartoffel-Zwiebli
August 2008
Mitte August und wir haben das Wetter, von dem ich meinen Gästen immer verprochen habe, dass wir es auf der Insel so gut wie nie hätten: Landregen, bairisch Schnürlregen.
Die süddeutschen BesucherInnen litten ein wenig, jetzt sind sie alle wieder weg, es regnet immer noch und ich habe mich die letzten Tage überfressen. Zu fett, zuviel Fleisch, zu spät am Abend… .
Das wird jetzt anders.
Es gibt Kartoffel-Zwiebli:
In Sönkes, des Biobauern, wöchentlicher Lieferung sind jetzt immer seine köstlichen neuen Kartoffeln und so kleine scharfe Zwiebelchen.
Die Kartoffeln koche ich in der Schale, die Zwiebeln schäle und halbiere ich. Dann kommen sie in eine kleine feuerfeste Form mit ein wenig Olivenöl und ein paar Kümmelchen in einen mild-warmen Ofen (160 Grad). Dort brauchen sie mindestens so lange wie die Kartoffeln auf dem Herd darüber, um so ein bisschen zu desintegrieren. Matschig und schmackig sollen sie werden, aber in der halbrunden Schale bleiben.
Inzwischen habe ich die Fenster offen, es ist ja nicht kalt und auch nicht windig. Donald springt rein und raus, und wenn er drin ist, ganz nass, läßt er sich mit seinem roten Katzenhandtuch abtrocknen. Zwei Minuten später sitzt er wieder unterm Auto vor dem Haus und schaut wie ein ganz kleines Kätzchen in eine unverständliche Welt. Ist aber nicht unverständlich, ist nur ziemlich durchdringend nass. Ich habe alle meine unsortierten Papierberge in kleinen Portionen zur Ferien-Bearbeitung auf dem großen Esstisch und sortiere fröhlich, weil entscheidungsarm, in nur zwei Kategorien: behalten oder wegwerfen.
Die Kartoffeln sind weich, die Zwiebeln auch und ich mische in einer großen cafe-au-lait-Tasse einen knappen gestrichenen Esslöffel gekörnte Bio-Hühnerbrühe mit Sahne, Senf und heißem Wasser. Dazu kommt noch ein bisschen Sossenbinder. Gemischt wird das Ganze in der Tasse mit dem aerolatte, dem kleinen batteriebetriebenen Milchschaumquirl. Über die heißen Zwiebeln und nochmal eben in den Ofen, aufs Maximum hochschalten.
Wenns einmal aufgekocht hat, hole ich das Zwiebli raus und gebe es in einer großen Freßschale über die heißen Kartoffeln.
(Ein paar kleine Kartöffelchen habe ich für Donald zurückbehalten: er liebt die kalten Kartoffelschalen, und sie lenken ihn ein wenig von seiner einseitigen Tunfisch-in-Joghurt-Diät ab.)
Ich gebe mir dazu noch in einem Schälchen einige Radieschen zum nebenher knabbern, statt Salat.
Ein Schöfferhofer Weizen Grapefruit dazu, und, weil Freßschale und mit dem Löffel essbar, vor dem Fernseher einmummeln.
Vielleicht habe ich Glück und erwische die daily show global edition oder den campaign trail auf cnn. Sonst kucken wir Kulturzeit, damit wir auf dem Laufenden bleiben, obwohl wir fast nirgends hingehen, weil wir auf der Insel leben, Donald und ich.